Heute
wollten wir als erstes ins Tuol-Sleng-Museum. Das Museum beschäftigt sich mit
dem Genozid der Roten Khmer an der eigenen Bevölkerung in Kambodscha. Die Roten
Khmer, waren eine kommunistische Gruppierung, die in den 1970ern im Rahmen eines
Bürgerkrieges an die Macht gekommen war. Der Bürgerkrieg entstand durch den
Putsch eines kambodschanischen Generals an der zuvor bestehenden Regierung, der
durch Hilfe der USA zustande gekommen war.
Zur
Zeit des Vietnamkrieges nach der Unabhängigkeit von Frankreich war Kambodscha
ein relativ stabiles Land und stand auch wirtschaftlich im Vergleich zu den
anderen südostasiatischen Ländern gut da. Die Vietcong, die Gegner der USA im
Vietnam-Krieg nutzten Kambodscha jedoch als Rückzugsort und als Nachschublager.
Die USA warfen dem regierenden König vor nicht genug gegen diesen Nachschub zu
tun und unterstützen seinen politischen Gegner General Lon Nol bei einem
Putsch. Dieser unternahm etwas gegen den Nachschub und Kambodscha wurde in den
Vietnamkrieg herein gezogen. Die USA bombardierten dabei große Teile des Ostens
Kambodschas und viele Zivilisten kamen dabei ums Leben. Zudem unterdrückte der
neue Staatchef die eigene Bevölkerung.
In
Kambodscha gab es schon lange vorher eine kommunistische Gruppierung die später
vom König die Roten Khmer getauft wurde. Die Unterdrückung durch den General
trieb nun große Teile der Bevölkerung in die Arme dieser Gruppierung die nach
einiger Zeit (u.a. mit Kindersoldaten) die Hauptstadt eroberte und den General
stürzte.
Am
Anfang wurden sie noch als Helden gefeiert, doch das hörte bald auf. Die Roten
Khmer wollten Kambodscha in einen kommunistischen Landwirtschaftsstaat umbauen
und versuchten dies, nun an der Macht, mit allen Mitteln durchzusetzen. Die eigene
Bevölkerung wurde aus den Städten aufs Land deportiert um dort zu Zwangsarbeit
eingesetzt zu werden. Die Wirtschaft brach vollständig zusammen, es gab
Hungersnöte, die Währung und fast das gesamte Bildungssystem wurden abgeschafft,
was Kambodscha Jahrzehnte zurück warf. Bis heute hat sich das Land nicht
vollständig erholt. Alle Überbleibsel der wirtschaftlichen Elite wurden zerstört
und 1,4 – 2,2 Millionen Kambodschaner getötet, viele in Vernichtungslagern. Die
Gesamtbevölkerung des Landes betrug zu der Zeit etwa 7 Millionen.
Intelektuelle, Lehrer und
jede Art von Systemgegner (dieser Begriff war recht beliebig auslegbar) wurden
inklusive ihrer Familien gefangengenommen, oft gefoltert und dann hingerichtet.
Eines
dieser Lager war Sicherheitsgefängnis 21, in dem heute das Museum ist.
Früher
war es mal eine Schule, was man an vielen Stellen noch sehen kann. Selbst
kleine Reckstangen für die Kinder stehen heute noch im ehemaligen Schulhof. Zur
Zeit der Roten Khmer wurde die Schule umgebaut in ein Gefängnis. Die
Klassenräume wurden mit Ziegelmauern in kleine Zellen (ca. 2 qm) unterteilt in
der „wichtigere“ Gefangene saßen, andere wurden einfach in großen Räumen auf
den Boden gekettet. Als Toilette gab es schuhschachtelgroße alte
Munitionskisten. Mehrmals am Tag wurden sie zu Verhören abgeholt, gefoltert und
nach einiger Zeit auf den sog. killing fields vor der Hauptstadt hingerichtet.
Um Munition zu sparen wurden viele tot geprügelt.
Die
Schulgebäude sind außen mit Stacheldraht eingefasst damit verzweifelte
Gefangene sich nicht aus den höheren Stockwerken zu Tode stürzen konnten. Um
das Gefängnis herum gab es noch einmal hohe Sicherheitszäune.
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Metallbetten an die "wichtigere" Gefangene gekettet waren und wo sie teilweise auch gefoltert wurden. Der Kasten der links drauf steht ist so eine "Toilette". |
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Bilder von Opfern. Von etwa 20.000 überlebten 7. |
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Die Gebäude erinnern noch heute daran, dass es mal eine Schule war |
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Hier ist eine der Unterteilungsmauern in den Klassenzimmern von der Seite zu sehen. |
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Die Zellen |
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Hier von innen |
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An der hinteren Wand hängt noch eine Schultafel |
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Der Sicherheitszaun der das Gelände noch heute umgibt |
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Zum Waschen wurde ab und zu Wasser von den Wärtern durchs Fenster zu den Gefangenen gekippt (Klicken zum Vergrößern) |
Das
ganze war erst in den 70er Jahren und vieles erinnerte mich an meinen Besuch im
Genozidmuseum in Ruanda vor 3 Jahren oder an Bilder aus deutschen KZs.
Um
eine Vorstellung zu bekommen was das bedeutet kommen nun ein paar Bilder die
ich gemacht habe (teilweise von Zeichnungen eines überlebenden Malers), die
zeigen auf welch brutale Weise die Menschen in diesem Lager gefoltert und
getötet wurden. Wer das nicht sehen möchte scrollt ab hier bitte einfach runter
bis wieder diese Linie kommt.
Es
gibt einem wirklich viel zu denken und es ist erschreckend. Immer wieder in der
Geschichte kam das vor und zwar unabhängig von Hautfarben, Geschlechtern oder
Kulturen. Teilweise ganz normale Menschen können in die entsprechende Situation
gebracht so etwas tun (siehe auch etwa
http://de.wikipedia.org/wiki/Stanford-Prison-Experiment).
Meist kommen viele Verantwortliche sogar ungeschoren davon und im Kampf um
Macht und Geld ist es vielen Regierungen und Mächtigen vollkommen egal, dass
sie komplette Staaten aus dem Gleichgewicht bringen oder tausende Menschen
Bürgerkriegen, Folter und Tod ausliefern.
Nach den nachdenklich machenden Erfahrungen im Museum fuhren wir weiter zum Wat Phnom, dem Hügeltempel.
Der buddistische Tempel steht
auf dem einzigen Hügel der Stadt, der mehr als diesen Namen auch nicht verdient
hat (ca. 30 m hoch). Der Tempel ist richtig schön und wir haben auch ein paar
Mönche gesehn. Umgeben ist der Tempel von einem kleinen Park mit vielen Blumen
und einer großen Giftschlange aus Holzgeflecht.
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Der Hügeltempel |
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So siehts drinnen aus |
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Die Giftschlange |
Nach
unserem Rundgang wollten wir noch zur Hauptpost. Die soll angeblich
mittlerweile ganz gut funktionieren und ist in einem ziemlich protzigen Gebäude
untergebracht. Hinter den 10 Schaltern arbeitete nur eine einzige Dame und in
einem Nebenraum in dem wir Erinnerungspostkarten kaufen wollten, haben wir die
Kassiererin erst nach langem Suchen schlafend hinter ihrem Tresen gefunden.
Auf
dem Weg gabs auch viele Affen, die fröhlich von den Bäumen auf die
verkorksten Stromleitungen und wieder zurück gehüpft sind.
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Die Affen oben in der Mitte auf der Stromleitung |
Einen
Besuch am Marktplatz und in einem Einkaufszentrum später...
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Die Markthalle - wie üblich mit lauter kleinen unabhängigen Ständen die so ziemlich alles verkaufen |
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Der Parkplatz vor dem Einkaufszentrum, hier ist wirklich jeder mit einem Roller unterwegs. Autos sind selten. |
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Orginal Cambodia - Der Camburger |
...schlenderten wir satt
Richtung Ufer des Mekong. Der fließt auch durch Phnom Penh und an der hübschen
Uferpromenade gibt es grüne Bäume, viele Blumen und ganz viele verschiedene
Nationalflaggen (natürlich schrill seidig glänzend wie hier so vieles und
manchmal sind die Details ziemlich verfälscht - wohl nicht so teuer gewesen).
Wir
wollten noch den Königspalast anschaun und waren durch das bunte Treiben auf
dem Vorplatz auch schon in der Eingangspforte, wir haben aber festgestellt,
dass die Öffnungszeit für einen gemütlichen Besuch nicht mehr reicht.
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Der Vorplatz - hinten der Palast |
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Arbeiter klettern fröhlich auf dem Dach herum (ohne Seil) |
Wir sind
also einen Iced-Mokka schlürfen gegangen bei Costa-Coffee (die kennen wir schon
aus Südamerika, wieder so eine Kette die unbedingt bei uns was aufmachen
sollte).
Zum
Abendessen haben wir uns am Flussufer leckere Fajitas reingezogen. Beim Besuch
einer Dachbar davor (wir dachten die hätten was zu futtern) haben wir erfahren,
dass es am selben Tag Feuerwerk geben sollte.
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Riesen Tuk-Tuk-Stau |
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Da oben drauf war die Dachterasse |
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Auffällig in Südostasien bisher: Fast überall steht am Eingang "Keine Waffen oder explosives". Muss man das extra dazu sagen? |
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Fajitas: Yummi ! :) |
Beim Essen sind immer wieder kleine
Kinder mit Kleiderbügeln voller Armbändchen über der Schulter vorbei gekommen und wollten was verkaufen. Ein kleiner Junge hat mit uns immer
Rotes-Rennauto-über-den-Tisch-Schubsen gespielt, aber wir waren nicht sicher ob
wir was kaufen sollten. Seine Mama (wahrscheinlich) hat am Straßenrand in
atemberaubenden Tempo Armbändchen geflochten und eine ganze Schar
Kinder hat sie dann versucht zu verkaufen. Ich weiß nicht ob sie damit nur
etwas am Abend dazu verdienen oder ob sie deswegen vielleicht nicht zur Schule
gehen. Die Schulen sind unterfinanziert und es gibt viel Korruption bei den
wenigen Plätzen, sodass Kinder ärmerer Familien entweder nicht gehen weil
erwartet wird dass sie zum Einkommen beitragen oder weil die Eltern sich die
„Zuzahlungen“ für die Schule nicht leisten können...
Das
Feuerwerk kam dann tatsächlich und die Kulisse war super.
Feuerwerk
am Mekong und wir mitten drin :)
Arne