Morgens um 9 wurden wir an unserem Hostel mit einem
Geländewagen abgeholt. Erste Überraschung: Unsere mongolische Führerin (Saruul) konnte
sogar deutsch obwohl uns beim Unterschreiben gesagt wurde das gäbe es nicht :)
Sie hatte ein Jahr in der Schweiz studiert und klang auch
etwas so, was aufgrund ihres Aussehens ziemlich lustig war. Außer ihr war noch
ein mongolischer Fahrer dabei, dessen Name ein bisschen wie „Woltor“ oder so
klang.
Auf dem Weg aus der Stadt durften wir ihr allerhand Fragen
über die Mongolei stellen und erfuhren, dass sie aus einem kleinen Dorf im
Osten der Mongolei kam.
Am Straßenrand hielten wir auch noch kurz bei ein paar
Souvenirhändlern. Die hatten zwar nichts Interessantes, aber einer von ihnen
hatte einen riesigen Geier. Unsere Führerin hat uns erzählt, dass ganz im Westen
der Mongolei eine Volksgruppe lebt, die von der Kultur ganz anders sind wie die
restlichen Mongolen, die Kasachen (die gehören kulturell, wie der Name schon
sagt, eher zu Kasachstan). Und diese Leute richten riesige Geier ab, so wie das
bei uns etwa ein Falkner macht. Sie können sie also frei fliegen lassen und sie
kommen immer wieder zu ihnen zurück.
Diese Geier wiegen etwa 10-12 kg und können eine Spannweite
von 3 Metern erreichen :)
Nächster Stopp war eine Statue von Dschingis Khan, einem wie
vielleicht einige wissen Großkhan (das ist sowas wie ein Kaiser) aus dem 11.
Jahrhundert, der ein sehr großes Reich in Zentralasien erobert hat und dessen
Söhne dieses Reich ausgeweitet haben, sodass es von den Küsten Chinas bis in Teile
Europas reichte. Dschingis Khan (Khan spricht man eigentlich eher wie „Chan“
mit einem schweizer „Ch“) ist dabei aber ein Titel, dem man ihm gegeben hat,
eigentlich hieß er Temüdschin.
Diese Statue zeigt ihn auf einem Pferd und in der Hand hat
er eine goldene Peitsche.
Saruul und ich |
Laut einer Legende soll er eine solche Pferdepeitsche
zu Beginn seiner Herrschaft nach dem Gifttod seines Vaters (er wurde beim
Trinken auf einer Hochzeit umgebracht, also Vorsicht) an diesem Ort gefunden
haben, was laut dem mongolischen Glauben ein langes und erfolgreiches Leben
verheißt. Ähnlich ist das auch mit einem Schuh, weshalb dort auch ein
traditioneller Schuh zu sehen ist.
Riesen-Pferdepeitsche (passend zur großen Statue) |
Riesen-Schuh |
Schuhe sind immer nach oben offen und der
Himmel hat eine besondere Bedeutung in der Mongolei, ein Hut wäre z.B. eher
schlecht, weil nach unten offen. Oft werden auch Seidentücher in der Farbe des
Himmels an alle möglichen Orte und Gegenstände gebunden, als gutes Omen.
Allerdings gibt es auch noch andere Elemente mit anderen Farben, wie etwa Sonne
(gelb), Erde (braun), usw. und natürlich
entsprechenden Tüchern.
Die Statue ist riesig groß und wurde ihm zu Ehren und
natürlich um Geld zu verdienen von einem Privatkonsortium an diesem Ort
aufgestellt. Sie ist zwar schon fertig und in ihrem Sockel befindet sich ein
eindrucksvolles Museum, aber im Laufe der Zeit soll, das besagen zumindest die
schicken „So-wird-das-alles-mal-aussehen“-Zeichnungen, ein ganzer Komplex mit
jeder Menge Jurten, Läden und Amüsiermöglichkeiten entstehen.
Wir waren oben auf der Mähne des Pferds und konnten runter gucken, sowie
die schöne Aussicht auf die schneebedeckten Berge genießen :)
Die Landschaft in der Mongolei ist allgemein sehr
eindrucksvoll. Es gibt hohe Berge, weite Steppen und Graslandschaften, sowie im
Süden und Osten die Wüste Gobi, durch die wir mit dem Zug nach Peking noch
durch fahren werden.
Als nächstes wollten wir zum Terelschd-Nationalpark. Dieser
Nationalpark liegt 70 km nordöstlich von Ulaan-Baatar und ist berühmt für seine
schöne Landschaft. Also mal sehen.
Auf dem Weg hielten wir noch an einem Steinhaufen. Uns wurde
gesagt, das Mongolen wenn sie reisen immer mindestens einmal an so einem
Steinhaufen anhalten, ein- oder dreimal im Uhrzeigersinn drumrumlaufen
(zumindest ungerade) und danach ein Steinchen auf den Haufen werfen. Das bringe
Glück auf der Reise.
Ich dachte erst das machen vielleicht doch nur die Touris, aber
es gab öfter auch an entfernteren Orten solche Häufchen und es lagen oft auch
Seidentücher oder goldene Plastikfigürchen darauf, die wahrscheinlich keine
Touristen hinterlassen haben.
Im Nationalpark besuchten wir dann zuerst ein paar lustige
Steinformationen (z.B. die „Schildkröte“).
Aufgrund der oft schön geformten Felsen, die es hier in der
Gegend gibt, findet man öfter mal Gebilde die einen mit etwas Fantasie an etwas
erinnern.
Auf dem weiteren Weg erreichten wir dann einen lamaistischen
(das ist eine Untergruppe des Buddhismus) Meditationstempel. Der Tempel liegt
oben an einem Berg und sieht aufgrund seiner langen Eingangstreppe ein bisschen
aus wie ein Elefant.
Auf dem Weg nach oben durften wir dann Gebetsmühlen drehen
(das sind so Zylinder, in denen eine Schriftrolle steckt und deren Drehung für
gutes Karma sorgt) und erfuhren viel über den Gott, dem der Tempel geweiht ist
(der Gott ist wieder der selbe wie beim Gandan-Kloster in Ulaan-Baatar).
In dem Pavillion ist eine Riesen-Gebetsmühle |
Auf
dem Weg zum Tempel überquert man eine Hängebrücke, die laut Inschrift zu den
„guten Gedanken“ (und auch zum Tempel) führt. Wir erreichten trotz leichtem
Schwankens die andere Seite.
Die Brücke zu den guten Gedanken |
Innen im Tempel war es schön bunt, es gab viele Sitzkissen
und an der Rückwand gab es Zeichnungen und Figuren von Heiligen und von der
Gottheit selbst. Der Gott hat als Figur sehr viele Arme, was darstellen soll,
dass er sehr viel Macht hat und viele Dinge gleichzeitig tun kann. In kleinen goldenen
Tüchern sind in Schränken Bücher und Gebete zu verschiedenen Lebenslagen
eingewickelt, die man lesen oder – falls man kein tibetisch kann – sich von
Mönchen vorlesen lassen kann.
Unsere Überzieher für die Schuhe |
Die Bemalung zeigt den Himmel (Oben: Die bunten Blumen), die Erde (Mitte: Steppe, Berge und See) und die Hölle (Unterkante: Da jagen kleine Monster Menschen...) |
Wieder Gebetsmühlen drehn... |
Danach waren wir noch bei einem kleinen
Nebentempel, der zu einem weiteren Heiligen gehört und in dem die „Füßabdrücke“
von Budda auf eine Tafel gemeiselt waren (Inschriften in Form von Füßen). Sie
mit beiden Händen zu berühren soll ebenfalls Glück bringen.
Die Füße Buddhas |
Als letztes Ziel durften wir bei einer echten mongolischen
Familie in einer Jurte (das ist eine Art massiveres Zelt) mittagessen.
Eine Jurte |
Zwar gab
es auch noch einen anderen Touri und man darf da auch auf ihren Pferden reiten,
aber ich glaube es war sogar wirklich eine Nomadenfamilie, die sich damit ein
Zubrot verdient (ich bin da ja immer recht skeptisch… :) ). Die Mutti machte
Teigtaschen und Süppchen und alle haben zusammen gegessen.
Töchterchen wendet Teigtaschen |
Dazu gabs Milchtee,
das ist heißes Wasser mit etwas grünem Tee (aus so Teeziegeln, das ist in
Barren gepresster Tee und war früher mal sogar eine Art von Währung) und gaaanz
viel Milch.
In der Jurte siehts ungefähr so aus:
...und natürlich ein Fernseher. Wie in vielen Ländern immer angeschaltet, egal ob jemand schaut oder nicht. |
Unsere Führerin hat gesagt, das wäre noch eine sehr einfache
Jurte (mit fünf „Scherengittern“, das sind die Gitter, die die Außenwände
bilden) es gibt auch welche mit 7 oder 9.
Früher hat der Mann mit dem Pferdezeug immer rechts
geschlafen, die Mutter mit den Kindern links und die Heiligtümer und wertvollen
Sachen waren auf einer Art Altar hinten in der Mitte auf dem „Ehrenplatz“.
Manchmal hat da auch der Mann gesessen…
Nach dem leckeren Essen durften wir noch eine Stunde auf den
Pferden ausreiten. Die mongolischen Pferde sind angeblich etwas jähzornig dafür
aber faul, klein und dick.(Anm. Sib: Die mongolischen Pferde bekommen gar keine Namen :( )
Ich fand meins toll.
Wenn man schneller reiten wollte musste man sowas wie
„Tschuuuu“ rufen (mit kräftigem uuuh), klappte aber nicht immer.
Mit der Zeit fand ich jedoch den Hinweis, warum das Finden
einer Pferdepeitsche in der Mongolei ein langes und erfolgreiches Leben
versprechen könnte. Zumindest kommt man damit sicher wesentlich schneller voran…
Nach unserem schönen Ausritt durch die tolle Natur (laut
unserer Führerin lernen die Mongolen reiten bevor sie laufen können, Siba hat
da jedoch Zweifel angemeldet) gab es noch mal Milchtee...
...ich musste die übrigen Teigtaschen aufessen (Muttis sind doch alle gleich) und dann fuhren wir
totmüde wieder zurück in die Stadt.
Auf dem Weg haben wir noch Yaks gesehen, das ist eine Rinderart die viel in Zentralasiatischen Gebirgen vorkommt und sehr viel Kälte aushält. So sehn sie auch aus :)
Oft benutzt man sie auch zum Reiten oder um Sachen zu transportieren.
Nachdem wir die Rushhour in Ulaan-Baatar auch noch
überstanden hatten (das ist wirklich eine Katastrophe) mussten wir uns von
unseren netten Reisebegleitern verabschieden und hüpften gleich ins Bett.
Das war ein schöner Ausflug :)
P.S. Manchen mag es interessieren, dass es hier an der
Tankstelle noch Benzin mit 80 Oktan zu kaufen gibt :)
Arne
So schöön eure Bilder und jetzt scheint sogar die Sonne. Siba, hast du den Adler nicht auch auf deinen Arm nehmen wollen ;)? Grüßchen vom Giftzwerg ;)
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